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Lasst doch der Tugend ihren Lauf...

Plastiken „Die Gothaer Tugenden“ von Bernd Göbel

Seine Handschrift ist unverkennbar. Er gehört zu den bedeutendsten Bildhauern Deutschlands. Und er hat mit Ernst Wilhelm Arnoldi und Herzogin Luise Dorothea schon Spuren in Gotha hinterlassen – Prof. Bernd Göbel. Nun soll die Balustrade am Hauptmarkt eine neue Bekrönung erhalten und da lag es auf der Hand, ihn um ein Kunstwerk zu bitten. In alten Stadtplänen als Gatter bezeichnet, lag vor dieser Brüstung ein wenig befestigter Platz, der erst 1888 seine Pflasterung bis zum Rathaus erhielt. In Erinnerung an die einstige Nutzung als Holzmarkt, ließen die Baumeister am Gatter eine Pferdetränke entstehen. Dieser Name hat sich bis heute erhalten. Hier stand 1918 Wilhelm Bock, der die Republik proklamierte, 72 Jahre später war es Friedensnobel-Preisträger Willy Brandt, der der begeisterten Menge zurief „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört“ und so vollendete sich am 3. Oktober 1990 die Einheit des Vaterlandes, die von den Bürgern des Ostens in deutlichen Worten, auch auf diesem Marktplatz in der Friedlichen Revolution erkämpft worden ist.


Den Menschen Geschichte hautnah zu präsentieren und Ihnen dabei die Augen zu öffnen, dieser Aufgabe hat sich die Kulturstiftung Gotha seit ihrer Gründung und dank Ihrer Hilfe verschrieben. Darum hat Prof. Bernd Göbel zum 25-jährigen Gründungsjubiläum seine Plastik „Die Gothaer Tugenden“ geschaffen und lässt ihr auf der Balustrade freien Lauf. Da stehen in Figuren geschaffen Gerechtigkeit, Glaube, Hoffnung, Liebe, Wahrhaftigkeit und Hilfsbereitschaft zusammen, denn im 21. Jahrhundert braucht Geschichte mehr denn je Antworten der Zukunft.

 

Bernd Göbel wird die Figuren mit Entwicklungen der Geschichte Gothas verknüpfen, so werden Schloss Friedenstein und Luther mit dem Thema Klugheit/Glaube verknüpft, Mäßigung/Hoffnung mit dem Thema Demokratie und Friedliche Revolution, Sanftmut/Liebe mit den Kindern der Stadt und dem ersten Kindergarten, der am Hauptmarkt stand, Wahrhaftigkeit/Kunst stehen natürlich für das große Erbe und die Moderne, Gerechtigkeit/Mut für den Kampf gegen die Schwächen des Menschen und Hilfsbereitschaft/Fleiß für die vielen großen und kleinen Taten, die unsere Stadt positiv verändern. Zwischen den Figuren lässt der Künstler die Würfel fallen, so das auch die vier weiteren Säulen ihren Abschluss bekommen. Auf den Würfelseiten stehen jeweils Zahlen und Worte, die die Menschen mit Gotha und dem Hauptmarkt verbinden. So zum Beispiel die erste urkundliche Erwähnung der Stadt am 25.10.775, der Einzug von Herzog dem Frommen am 24.10.1640, die Einweihung der ersten Deutschen Handelsschule am 29.03.1818, die Gründung der GOTHAER Versicherungen am 02.07.1820, die Eröffnung des ersten Kindergartens am 04.09.1845, die Befreiung der Stadt Gotha am 04.04.1945, die erste Demonstration der Friedlichen Revolution am 27.10.1989, die Rede Willy Brandts am 27.01.1990 und die Sanierung des Hauptmarktes in den Jahren 2019-2021.

Keiner kann es besser sagen, als der Künstler selbst, wenn er formuliert „Meine Figuren sollen den Betrachter berühren und müssen bei allem gebotenen Ernst auch einen Witz haben und nicht nur krampfhaft verbildlichte Geschichte sein. Im Wechselspiel mit den Würfeln erinnern wir formal an den historischen Wechsel der Zeiten, benutzen aber gegenwärtige Strukturen.“

 

Die Kulturstiftung möchte dieses Projekt gern mit 100.000 € aus Ihren Spenden unterstützen.